Mit diesem kurzen Interview möchten wir Euch das Awareness-Team der Women in events D.A.CH. noch etwas genauer vorstellen. Das sind ihre Geschichten und damit möchten wir Euch zeigen, dass auch wir mit den gleichen oder ähnlichen Themen und Krisen zu tun haben oder hatten wie Ihr vielleicht gerade. Ihr seid also nicht allein! Eine Erkenntnis, die sowohl Caro als auch Kerstin zwar nicht konkret aus ihrer Krise geholfen hat. Aber zu wissen, dass es da draußen – oder in unserer Community – Frauen gibt, die Ähnliches erlebt haben, tröstet einfach und gibt vielleicht ein Fünkchen mehr Kraft.
10 Fragen an Kerstin

1. Women in events D.A.CH.: Liebe Kerstin, du bist heute eine erfolgreiche Unternehmerin und wurdest vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz als Vorbild-Unternehmerin für die Initiative “FRAUEN unternehmen” gewählt. Beschreibe doch kurz deinen Weg dort hin und wie dein Arbeitsalltag aussieht.
Kerstin Hoffmann-Wagner: Ich bin seit 2000 im Eventgeschäft und mittlerweile seit 11 Jahren selbstständig als Beraterin, Trainerin, Speakerin und inzwischen auch als Buchautorin. Seit einigen Jahren konzentriere ich mich ausschließlich auf die Schwerpunktthemen Nachhaltigkeit, Inklusion und Eventkommunikation und begleite Unternehmen, Verbände und Institutionen in allen Fragen dazu.
2. Krankheiten machen leider vor niemandem halt. Wann hast du deine erste Diagnose Brustkrebs bekommen und welche Gedanken hattest du?
Das erste Mal wurde ich im Frühjahr 2019 damit konfrontiert. Ich hatte damals schon seit fast einem Jahr Probleme, wurde aber vertröstet und nicht so richtig ernst genommen, so dass die Diagnose dann doch unvermittelt kam. Da die Erkrankung trotz allem in einem sehr frühen Stadium entdeckt wurde, war ich irgendwie von Anfang zuversichtlich, dass ich gesund werden würde.
Die zweite Diagnose kam dann 2022 ebenfalls völlig ohne Vorwarnung, weil ich konsequent und sehr engmaschig zu allen Nachsorgeuntersuchungen gegangen war und stets dachte, alles sei in Ordnung.
3. Wie sieht die Therapie aus und wie lang hat sie gedauert?
Wie bei vielen Krebserkrankungen gibt es nicht die eine Therapie. Bei mir waren es nach der ersten Diagnose 2019 eine Operation und anschließende Bestrahlung, beim zweiten Mal eine wöchentliche Chemotherapie und dann eine anschließende Operation, durch die ich gehen musste und wollte. Beide Male konnte ich nach ca. einem halben Jahr sagen, ich bin gesund, krebsfrei und habe die Therapien abgeschlossen.
4. Wer war deine größte Stütze?
Meine Familie und natürlich mein Mann haben mich durch diese Zeit getragen. Zudem habe ich mir bereits 2019 eine psychoonkologische Begleitung gesucht und 2022 wieder aufgenommen, die mir ebenfalls wahnsinnig geholfen hat, mit der Situtation zurecht zu kommen.
Allerdings war für mich tatsächlich auch mein Alltag eine wichtige Stütze. Während der zweiten Therapie habe ich, im Gegensatz zum ersten Mal, die ganze Zeit gearbeitet. Das ging gut, weil ich selbstständig bin und es mir relativ gut ging während der Therapie. Mir hat das so etwas wie Alltag ermöglicht, was mir sehr geholfen hat. Ich bin mir aber bewusst, dass dieses Modell nicht für alle Menschen funktioniert und insofern sehr dankbar, dass ich es trotz anstrengender Therapie gesundheitlich so gut geschafft habe.
5. Was hat die Krankheit mit dir gemacht?
Sie hat mir zum einen ganz klar gezeigt, dass Gesundheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein Geschenk, dessen man sich immer bewusst sein sollte. Und sie hat mir meine Grenzen aufgezeigt, die ich heute viel stärker spüre und respektiere.
Ich gehe heute viel fürsorglicher mit mir um, treibe viel Sport und achte einfach noch stärker auf mich. Wohlwissend, dass es dennoch keine Garantie gibt, nicht irgendwann – an was auch immer – zu erkranken. Ein Risiko, mit dem alle Menschen leben. Nur nicht alle sind sich dessen bewusst, so wie auch ich früher.
6. Hast du damals öffentlich über Brustkrebs gesprochen?
Ja, tatsächlich bin ich schon immer sehr offen mit dem Thema Brustkrebs umgegangen. Es gibt so viele Frauen, die daran erkranken, aber erst, als ich angefangen habe, darüber zu sprechen, habe ich mehr und mehr Frauen kennengelernt, die Ähnliches erlebt haben.
Es hat mich immer sehr getröstet zu wissen, dass ich nicht allein mit dieser Erkrankung bin, auch wenn jede Frau einen anderen Krebs hat und anders damit umgeht.
7. Mit Blick auf viele Jahre zurück: was würdest du der Kerstin (von damals) für einen Tipp geben, kurz nachdem sie die Diagnose bekommen hat?
Ruhig bleiben und informieren. Und das gemeinsam mit Partner*in, Familie oder auch einer Freundin. Es gibt heute zum Glück so viele Therapieansätze und -erfolge. Und ich würde immer dazu raten, sich gleich zu Beginn professionelle psychoonkologische Begleitung zu suchen, denn nicht nur körperlich betrifft uns die Krankheit, sondern ganz stark auch psychisch.
8. Gibt es etwas, was du in deinem Umfeld, während der Therapie, vermisst hast?
Heute habe ich ein wunderbares medizinisches Netz, in dem ich mich bewege und denen ich in Bezug auf meine Behandlung absolut vertraue. Das hatte ich rückblickend beim ersten Mal nicht in diesem Maße, was aber absolut wichtig und gut für die Therapie ist. Die richtigen Menschen zu finden, die einen medizinisch, psychologisch und auch persönlich durch die Therapie, aber auch danach begleiten, ist so unglaublich wichtig.
9. Wie engagierst du dich heute?
Ich spreche zwar auch weiterhin offen über die Erkrankung, bin aber keinesfalls eine Aktivistin. Ich habe gerade durch die zweite Diagnose gelernt, wie wichtig es für mich ist, nach der Zeit der Therapie auch wieder ein ganz normales Leben führen zu können und Zeiten zu haben, in denen ich den Krebs vergessen darf. Ist man einmal durch eine Krebsdiagnose und -therapie gegangen, gibt es häufig genug Anlässe, wieder daran denken zu müssen, z.B. durch die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen. Für mich ist Alltag ungemein wichtig und wohltuend und die Beschäftigung mit Themen, die weit weg sind von Diagnosen und Therapien.
Aber ich finde es großartig, dass es viele wunderbare Frauen gibt, die immer wieder für Aufmerksamkeit und Aufklärung sorgen, was Betroffenen zeigt, es geht immer irgendwie weiter.
10. Was ist dein großer Wunsch für die Zukunft?
In erster Linie gesund zu bleiben und viel Zeit mit meiner Familie verbringen zu können. Das ist die Basis für alles andere.
So kommst Du in direkten Kontakt mit Caro und Kerstin | E-Mail: help@women-in-events.de